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Forschungssteckbrief: Kunstgeschichte

Schnittstellen zwischen Kunst und Kino: Ein Forschungsprojekt untersucht kinematographische Räume in Kunstinstallationen und inszenierter Fotografie

Titel:

„Reflexionsräume kinematographischer Ästhetik. Konvergenzen filmischer und realer Raumkonzepte in Kunstinstallationen und inszenierter Fotografie“

DFG-Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Frohne, Kunsthistorisches Institut, Universität zu Köln

Projektlaufzeit:

01.10.2007 – 31.04.2012

Schlagworte:

Filmischer Raum / Kunstinstallation / Fotografie

Fachgebiete und Arbeitsrichtung:

Kunst-, Film- und Mediengeschichte/-theorie

Forschungsanliegen in einem Satz

Das Projekt untersucht die Schnittstelle zwischen Bildender Kunst und Kino seit den 1970er-Jahren bis heute - im Zentrum der Untersuchung stehen künstlerische Installationen mit Projektionen und Fotografien, in denen die Wirkungsästhetik des Films oder der Ort des Kinos und seine Raumkonstruktionen thematisiert werden.


Hintergrund

Bewegtbilder haben vor über vierzig Jahren Einzug in Institutionen der Bildenden Kunst gehalten. Spätestens seit den 1990er-Jahren sind Film und Video ein unhinterfragter Bestandteil der Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Auf Monitoren, als Großbilder auf der Leinwand sowie als multiple Projektionen auf mehreren Screens begegnen sie dem Betrachter im Museum. Heute hat fast jede Ausstellungsinstitution für Gegenwartskunst neben dem White Cube, dem traditionellen Ausstellungsraum, abgedunkelte Black Boxes für Beamerprojektionen.
Für die Realisierung, die Präsentation und die Wahrnehmung dieser Arbeiten spielt der Raum eine wesentliche Rolle: Das audiovisuelle Material wird über die Installation am Ausstellungsort buchstäblich „verräumlicht“ und der filmische Raum wiederum in unterschiedlichen Elementen der künstlerischen Raumgestaltung reflektiert. Demgegenüber bildet der Präsentationsraum in der klassischen Kinosituation eine untergeordnete Rolle. Leitend ist die Frage nach den Wirkungsweisen dieser neuen künstlerischen Raumkonzepte und nach der Bedeutung ihrer vielfältigen Bezugnahmen auf die ästhetische Erfahrung des Films und des Kinos. Ein zentrales Anliegen des Projektes ist die Untersuchung der spezifischen Formen der künstlerischen Auseinandersetzung mit filmischen Raum- und Zeitparametern in kinematographischen Raumkonzepten. Die Analyse gilt den z.T. komplexen Dialog- und Bezugsverhältnissen zwischen den Raumillusionen der filmischen Fiktion und den Komponenten der realen Installationsräume. Wie lassen sich diese seit etwa zwei Jahrzehnten zu beobachtenden Resonanzen des Kinos und des Films in der Kunst der Gegenwart beschreiben und deuten? Worauf richtet sich das ebenso affirmative wie kritische Interesse der Kunst am kulturellen Dispositiv des Films und des Kinos als eine unsere Kultur prägende, machtvolle Gesamtheit von Institutionen, Diskursen, gesellschaftlichen und ästhetischen Praktiken?

Neben den Bewegtbildern ist auch im fotografischen Bild eine Bezugnahme auf Bildwelten des Films und seine Raumkonstruktionen zu beobachten. Vor allem die Fotografie setzt seit den 1970er-Jahren inszenatorische und cinematische Illusionsästhetiken des Kinos künstlerisch ein. Das mediengeschichtlich ältere, dem Film strukturell verwandte Medium ist - als Standbild und Diaprojektion - daher ein zweiter Untersuchungsgegenstand des Projekts. Diese Verwandtschaft der beiden künstlerischen Gattungen und damit die schrittweise Hinwendung der Kunst zum Kino lassen sich an der Frage des Raums grundlegend erläutern.

Ziele

Ziel ist die systematische Untersuchung von Kunstinstallationen und inszenierter Fotografie seit den 1970er-Jahren bis in die jüngste Gegenwart unter dem Gesichtspunkt ihrer Bezugnahme auf das Kino:
Im Fokus stehen die künstlerischen Aneignungspraktiken (räumlich/architektonisch, strukturell, ästhetisch oder motivisch) filmischer Raumkonstruktionen – vom Kinosaal über Filmkulisse, Filmset bis hin zum filmimmanenten „künstlichen“ Raum und damit verbundenen Raumvorstellungen/-konzepten.

Angestrebt wird die Analyse der (kritischen) Befragung des Kinos als historische Institution und als kulturelles Dispositiv durch die Bildende Kunst.
Aus dieser Perspektivierung erfolgt die Ableitung des Status Quo des Kinos und eine Diskussion des gegenwärtigen (Wechsel-)Verhältnisses beider kultureller Sphären – der Bildenden Kunst und des Kinos – seit den 1970er Jahren bis in die Gegenwart.

Ziel ist zudem, den filmischen Raum mit aktuellen kunst- und kulturwissenschaftlichen Forschungen zur Raumtheorie und -analyse als Kategorie einer ebenso immersiven wie hybriden Wirkungsästhetik (in die der Betrachter gewissermaßen eintauchen kann), die für die Installationskunst ebenso wie für die illusionistisch cinematische Fotografie Gültigkeit besitzt, fruchtbar in Beziehung zu setzen.

Teilprojekte:
Teilprojekt A. Dislozierungen und Rekonstruktionen filmischer Räume in installativen Konzepten
Teilprojekt B. Deutungen von Architektur in filmischen und installativen Räumen
Teilprojekt C. Grundfiguren der fotografischen Aneignung des filmischen Raums


Publikationen

  • Ausstellungsbesichtigungen vor Ort, Studiobesuche und Archivrecherchen sind Grundlagen der Forschungsarbeit.
  • Erstellung einer umfassenden Materialsammlung für die exemplarischen Fallstudien mit audiovisuellen und textuellen Daten zu den maßgeblichen künstlerischen Werken. Zu den relevanten Forschungsfeldern bauen wir eine umfangreiche thematische Bibliographie auf (öffentlich verfügbar und recherchierbar als Literaturdatenbank auf den Institutswebseiten). 
  • Frühjahr 2010: Aufsatzband „Kinematographische Räume“ (Hrsg. von Ursula Frohne und Lilian Haberer, München 2010), der Beiträge unserer Vortragsreihe „Offscreen/Onscreen. Installationsästhetik und filmischer Raum in der zeitgenössischen Kunst.“ (Köln, 2008) sowie weitere Aufsätze versammelt.
  • Umfassendes monographisches Überblickswerk zur Publikation der Forschungsresultate der drei Themenbereiche (Autorinnen: Ursula Frohne, Lilian Haberer und Annette Urban).
  • Workshop zum Thema „Bildprojektionen“ mit Nachwuchswissenschaftler/innen im April 2010.
  • Internationale Tagung im Herbst 2011.