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Forschungssteckbrief: Archäologie

Antiker Wirtschaftsboom: Landnutzung in der römischen Eifel

Titel:

Zur Landnutzung im Umfeld eines römischen „Industriereviers“ -
Interdisziplinäre Studien im Umfeld des antiken Steinbruchgebietes und Töpferzentrums bei Mayen (Landkreis Mayen-Koblenz). (DFG-Projekt)

Projektlaufzeit:

2009 – 2011

Schlagworte:

Archäologie/ Antike/ Ausgrabung/ Eifel/ Landnutzung/  Römisches Reich/ Siedlungsentwicklung

Fachgebiete und Arbeitsrichtung:

Archäologie

Forschungsanliegen in einem Satz

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern die Land- und Forstwirtschaft den wirtschaftlichen Boom von regionalen Töpfer- und Keramikprodukten in der Spätantike tragen konnte – und untersucht, welche Auswirkungen dies auf die Umwelt hatte.


Hintergrund

Am Rande der Eifel bestand eines der großen Abbaureviere für mineralische Rohstoffe im Nordwesten des Römischen Reichs – damit war die Eifel eine wohlhabende und florierende „Industriegegend“. Der Grund: Ihre Mühlsteine aus Basaltlava und Bausteine aus Tuff waren aufgrund der hohen Qualität Jahrhunderte lang regelrechte Exportschlager. Abnehmer fanden sich in der Schweiz ebenso wie in England und Skandinavien. Untersuchungen zu den Tuffbergwerken haben gezeigt, dass diese Lagerstätten unter Kaiser Augustus systematisch erschlossen wurden –  im Rahmen staatlich gelenkter Maßnahmen.
Neue Arbeitsplätze entstanden: Steinbrüche, Töpfereien, weiterverarbeitende sowie zuliefernde Betriebe, Aufbau und Instandhaltung der Infrastruktur benötigten ebenso wie Handel und Verkehr eine große Zahl von Arbeitern und Spezialisten. Deswegen wird angenommen, dass in dieser Zeit viele Personen zugezogen und die Anzahl von Nutz- und Arbeitstiere deutlich stieg. Ab der Spätantike verstärkte sich diese Entwicklung nochmals: Als neuer Wirtschaftszweig kam in den Töpferbezirken von Mayen die Massenproduktion von Gebrauchskeramik hinzu. Die intensive Nutzung der mineralischen Rohstoffe muss die römische Landnutzung maßgeblich beeinflusst haben. Gleichzeitig brachte der Boom Reichtum und Wohlstand.

Ziele

Welche Folgen hatte der industrielle Boom für die Region? Das Segbachtal bei Mayen soll zu den Antworten führen. 
Um die Landschaftsgeschichte sowie die Verflechtung zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen und der Siedlungsentwicklung zu untersuchen, sollen  in zwei ausgewählten Siedlungskomplexen Ausgrabungen stattfinden. Hinzu kommen geophysikalische Aufnahmen der Umgebung und umfangreiche bodenkundliche Untersuchungen. Es gilt unter anderem zu klären: Welche Bedeutung hat die Lage der bereits entdeckten repräsentativen Landsitze der Römerzeit? Gibt es Zusammenhänge zu den Basaltsteinbrüchen? Waren die Besitzer der prachtvollen „villa rustica“ von Mendig im Mühlsteingewerbe tätig – und wie lange dauerte die Blütezeit im „Industrierevier“?
Grabungsschnitte in verschiedenen Gebäuden sollen deren Bauzeit und den Zeitpunkt ihrer Aufgabe klären. Schließlich wollen die Forschenden auch Hinweisen nach weiteren Bauwerken, wie etwa einem antiken Aquädukt, nachgehen.

Antragsteller + Kooperationspartner

  • Prof. Dr. Thomas Fischer, Archäologisches Institut, Archäologie der römischen Provinzen, Universität zu Köln
  • Dr. Holger Schaaff, Forschungsbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz / Mayen
  • Dr. Dr. Axel von Berg, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie Koblenz
  • Dr. Markus Dotterweich, Geographisches Institut der Johannes Gutenberg Universität Mainz   
  • Dr. Sirri Seren, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Abt. Geophysik Wien
  • M.Eng. Guido Heinz, Institut für Raumbezogenen Informations- und Messtechnik, i3mainz der Fachhochschule Mainz
  • Dr. Jutta Meurers-Balke und Dr. Ursula Tegtmeier, Labor für Archäobotanik des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln
  • Dr. Burkhard Schmidt, Labor Dendrochronologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln
  • Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft


Publikationen

  • M. Redknap, Die römischen und mittelalterlichen Töpfereien in Mayen, Kreis Mayen-Koblenz. Ber. Arch. Mittelrhein u. Mosel 6= Trierer Zeitschr. Beih. 24 (Trier 1999)
  • Steinbruch und Bergwerk. Denkmäler römischer Technikgeschichte zwischen Eifel und Rhein. Vulkanpark-Forschungen Band 2 (Mainz 2000)
  •  F. Mangartz, Römischer Basaltlava-Abbau zwischen Eifel und Rhein. Monogr. RGZM 75 (Mainz 2008)