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Idee

WeiterDenken

In Zeiten eines ökonomisierten Bildungsbegriffs will das Projekt WeiterDenken, das im Studium Integrale angesiedelt ist, an die viel ältere und tiefere Vorstellung einer umfassenden Bildung anknüpfen. Das Ziel lautet dabei, um mit Wilhelm von Humboldt zu sprechen, „alle geistigen Kräfte“ der Studierenden anzuregen, „damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen.“

Diese Idee stellt sich der Ausrichtung von Studiengängen an einem vermeintlichen Effizienzprinzip bewusst entgegen. Einem Prinzip, das die Gefahr in sich birgt, Eindimensionalität zu fördern und komplexes Denken zu verhindern. Der Effizienzgedanke steht quer zur Ausbildung jener intellektuellen Distanz, die für den wissenschaftlichen Umgang mit Welt und Wirklichkeit von entscheidender Bedeutung ist. Die Vermittlung der Befähigung, unterschiedliche Perspektiven zu drängenden Problemlagen einnehmen zu können, muss aber heute für jede Universität vorrangig sein. Daher ist die verständliche Aufbereitung aktueller Fragestellungen, Inhalte und Methoden, die außerhalb des eigenen Fachbereichs liegen, das Kernanliegen des Projekts: Über den Tellerrand…  

Dieses ambitionierte Vorhaben erfordert eine besondere organisatorische Struktur. WeiterDenken ist das einzige Studium Integrale-Angebot der Universität zu Köln, das von allen Fakultäten gemeinsam verantwortet und konzipiert wird. Ein Gremium aus professoralen VertreterInnen der Fakultäten identifiziert dafür geeignete Veranstaltungen aus allen Disziplinen. Künftig werden zudem auch interdisziplinäre Konzepte entwickelt. Auf dieser Basis wird die Vielfalt des an der Universität zu Köln beheimateten Denkens und Wissens verdichtet und zugänglich gemacht. Und zwar all denen, die den Kokon ihres jeweiligen wissenschaftlichen Bereichs verlassen wollen, um sich an neuen intellektuellen Herausforderungen zu messen. Je nach Semester werden so Kunst, Sprachen und Literaturen, fremde und vergangene Kulturen, aber auch Naturwissenschaften und Medizin ebenso zum Gegenstand des Diskurses wie Zusammenhänge der Ökonomie oder Grundlagen des Rechts: Vielfalt erfreut.

In der komplexen Welt von heute kommt niemand mehr umhin, sich zu spezialisieren. Aber Komplexität ist mit dem einfachen Denken des Homo oeconomicus allein nicht beizukommen. Spezialistentum hemmt nicht selten Kreativität. Problemlösungen im täglichen Leben und später im Beruf erfordern vielmehr den spektralen Blick. Er verleiht uns die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, Hintergründe auszuloten, das Wichtige vom Unwichtigen und das Faktische vom Postfaktischen zu trennen. Damit einher geht die Lust an der kritischen, intellektuell geschärften Auseinandersetzung. Diese lässt sich als Persönlichkeit, die in der Lage ist, sich die Welt geistig anzueignen und auch gesellschaftlich und politisch Stellung zu beziehen, sehr erfolgreich führen. Wagen wir deshalb, uns unseres eigenen Verstands zu bedienen, das WeiterDenken nicht zu verlernen, uns mit anderen Wissenswelten vertraut zu machen. Scheuklappen runter!

Ob Sie aus dem vielfältigen Veranstaltungsangebot Kurse aus Fächern wählen, die Sie auch als Studienfächer interessiert hätten, ob Sie Wissenslücken schließen wollen oder einfach interessierte GasthörerInnen in den Clustervorlesungen sind: WeiterDenken erweitert die Perspektive, weil divergierende gedankliche Zugänge zu den unterschiedlichsten Facetten der Wirklichkeit vorgestellt werden. Sämtliche Themen sind dabei so aufbereitet, dass sie auch für Fachfremde verständlich sind. Daher richtet sich unser Angebot an alle BA-Studierenden, neugierig Gebliebenen und HörerInnen aller Fakultäten. Besonders Lehramtsstudierende sowie die interessierte Öffentlichkeit sind willkommene Gäste. Kommen wir ins Gespräch…