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Interview mit Frau Dr. Olga Stavrova, Postdoktorandin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie

Frau Dr. Stavrova ist Post-Doktorandin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) der Universität zu Köln und arbeitet am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie von Professor Fetchenhauer. Gerade hat Frau Dr. Stavrova einen UoC Postdoc Grant als exzellente Nachwuchswissenschaftlerin von der Universität mit Förderung aus dem Zukunftskonzept erhalten. Herzlichen Glückwünsch hierzu, Frau Dr. Stavrova!

Um was geht es in Ihrer aktuellen Forschung und unterstützt Sie der UoC Postdoc Grant dabei?

Dr. Olga Stavrova hat für ihre Forschung den UoC Postdoc Grant erhalten. Foto: University of Cologne

Meine Forschung umfasst verschiedene Schwerpunkte. Zum einen erforsche ich das Empfinden von Glück und Lebenssinn, zum anderen den Gesundheitszustand im interkulturellen Vergleich. Beispielsweise untersuche ich, wie sich Religiosität, prosoziales Verhalten, soziale Beziehungen und bestimmte Aspekte der Persönlichkeit auf das Wohlbefinden eines Menschen in verschiedenen Ländern und Kulturen auswirken. Zudem beinhaltet meine Forschung Studien zu Gerechtigkeitspsychologie, Religion, Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Den UoC Postdoc Grant habe ich erhalten für die Erforschung der wechselseitigen Beziehungen zwischen einer Person und einem Produkt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wie gerne würden Sie einen Pullover einer Person tragen, die unmoralisches Verhalten an den Tag legt? Die meisten befragten Menschen möchten diesen Pullover nicht tragen. Diese Reaktion wird oft durch den so genannte „Contagion Belief“ erklärt – den impliziten Glauben, dass durch den physischen Kontakt zu einem Objekt etwas von dem Wesen einer Person darauf übertragen werden kann. Meine Forschung soll genaueren Aufschluss über die Arten, die Wirkweise und Konsequenzen (z.B. für das Verhalten) des Contagion Beliefs geben. 

Das Preisgeld, welches mit dem Stipendium als Drittmittel meiner Forschung zur Verfügung gestellt wird, nutze ich vor allem für die Durchführung der Befragungen und Experimente in meiner Forschung. Es sind notwendige Sachmittel, die ich aber auch für Forschungsaufenthalte und Konferenzbesuche im In- und Ausland verwende, um mich auch international mit Kolleginnen und Kollegen weltweit auszutauschen.

Während Ihrer Forschung an der Universität zu Köln haben Sie auch an der Yale University in den USA geforscht. Wie gut sind die Austauschbeziehungen zwischen Ihrem Forschungsbereich an der Uni Köln und Yale?

2014 war ich etwa zwei Monate für meine Forschung an der Yale School of Management. Der Kontakt bestand schon durch die Kooperation eines Kollegen am ISS. Ich habe diesen aufgenommen und ausgebaut. Ich bin dort sehr gut aufgenommen worden von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Der Austausch läuft hervorragend. Mich begeistert vor allem die Zügigkeit in der Forschung, die durch die strikte Trennung von Forschung und Administration ermöglicht wird. An deutschen Unis sind wir als wissenschaftliche Mitarbeiter immer stark in die administrativen Geschehnisse eingebunden, sodass ein Teil unserer Zeit von der reinen Forschung abgeht.

Ist die Universität zu Köln ein attraktiver Arbeitsplatz für Postdocs aus dem Ausland?

Die Universität zu Köln ist ein sehr attraktiver Forschungsstandort, weil wir sehr international ausgerichtet sind. Allein an meinem Graduiertenkolleg SOCLIFE, wo ich meinen PhD gemacht habe, bevor ich Postdoc am ISS wurde, waren wir 60% internationale Doktoranden. Auch in unserem Institut arbeite ich mit Amerikanern, Griechen, Chinesen und Osteuropäern zusammen. Forschung funktioniert durch Mobilität und Austausch. Das wird auch hier an der Universität zu Köln tagtäglich gelebt. Als internationale Wissenschaftlerin fühle ich mich hier sehr wohl. 

Zudem erfahre ich hier an meinem Lehrstuhl eine sehr große Unabhängigkeit in Bezug auf meine Forschung. Als Postdoc am ISS entscheide ich weitestgehend selbständig, ich kann mir meine Zeit frei einteilen für meine Forschung. Das ist ein großer Vorteil. 

Als Nachwuchswissenschaftlerin profitiere ich von dem neuen Nachwuchsprogramm für junge WissenschaftlerInnen. Nicht nur der UoC Postdoc Grant ist eine große Unterstützung, sondern auch das Mentoring-Angebot des Welcome Center des International Office speziell für junge internationale Forscherinnen. Das IFS-Mentoring Programm (International Female Scientists Mentoring) hilft mir, mich in der Forschung als junge Nachwuchswissenschaftlerin aufzustellen und mich auf die Karriere als Professorin an einer deutschen Universität vorzubereiten.

Und zu guter Letzt: Wenn Sie nicht Forscherin geworden wären, was wären Sie gerne geworden?

Dann wäre ich wahrscheinlich Übersetzerin oder Dozentin für Fremdsprachen in der Erwachsenenbildung geworden. Ich bin sehr frankophil. Die Sprache und Kultur Frankreichs liegen mir sehr am Herzen.