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Der Kletterpark

Professorin DR. Julia Nasev vom Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling über einen Kletterpark

Im Kletterwald bin ich mit der Angst konfrontiert, auf Seilen in Bäumen zu gehen. Mein Ziel ist nicht, möglichst hoch zu kommen oder besonders schnell zu sein, sondern mich zu trauen, etwas zu riskieren. Wenn man im Kletterwald fällt, dann fällt man in die Sicherung, und wenn man nicht auf die andere Plattform kommt, wird man von den Rettern abgeseilt. 

Seit drei Monaten bin ich jedes Wochenende im Kletterwald und habe Parkur für Parkur meine Angst überwunden. Mein Körper hat oft heftig gezittert, so als ob ich sterben würde. Aber irgendwann ist der Knoten geplatzt. Wenn ich auf dem Stahlseil bin, stelle ich mir vor, ich wäre eine Seiltänzerin. Der Trick besteht darin, locker zu lassen, denn dann braucht man auch weniger Kraft. Mein Freund Rouven ist dieses Wintersemester auf Messfahrt. Ich war also heute alleine im Kletterwald in Brühl. 

Parkur X, die Attraktion des Kletterwaldes, ist laut Aussage des Betreibers einer der schwierigsten in ganz Deutschland. In Brühl machen auch die Kletterwald-Retter ihre Ausbildung. Der Parkur X befindet sich direkt neben den Einweisungsparkurs, sodass jeder, der reinkommt, erst einmal hoch schaut und staunt. 

Es waren bestimmt 50 Besucher da, viele haben Fotos und Videos gemacht. Ich war die einzige, die den Parkur X zwischen 10 und 14 Uhr gemacht hat. Die meisten haben ein cooles Equipment, tolle Regenjacken, Kletterhosen und Trekkingschuhe. Ich war in Jeans und Tennisschuhen da. Als ich mit dem spektakulären Aufstieg im Fischernetz auf zwanzig Metern anfing, kam eine größere Gruppe, die eingewiesen wurde, ich war also voll im Rampenlicht. Das hat sich angefühlt wie „Leaning into the Discomfort“ im doppelten Sinne. Ich bin zwei Mal in die Sicherung gefallen. Ich konnte mich aber ohne Abseilen irgendwie auf die nächste Plattform retten. 

Spektakulär war auch der Abstieg über den Free Fall runter auf zwanzig Meter. Wenn mir jemand vor drei Monaten gesagt hätte, dass ich so was machen werde, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Ich war extra etwas früher angereist, um mir die Parkure anzuschauen. Ich beobachtete gerade Parkur X, als ein Mann mit Hund vorbeikam und meinte, dass man da ganz viel drauf haben muss, um das zu machen. Ich musste schmunzeln, weil ich wusste, dass ich gleich da oben stehen und gleichzeitig große Angst und viel Mut haben würde.