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Foto: Privat

Im Schmelztiegel der Kreativität und Exzellenz

Professor Axel Ockenfels über seinen Forschungsaufenthalt in Kalifornien

Die Lücke zwischen Wissenschaft und wirklichem Leben schließen, das versteht Axel Ockenfels unter moderner Wirtschaftswissenschaft.  Mit seiner Forschung in den Bereichen Spieltheorie, Verhaltensökonomik und Marktdesign wurde er bekannt. Heute beschäftigt er sich vorwiegend mit der Frage: Welche Faktoren das menschliche Handeln beeinflussen und wie man sich die Erkenntnisse für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zunutze machen kann? Seit 2015 ist der mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnete Wissenschaftler Sprecher des Exzellenzzentrums für Soziales und Ökonomisches Verhalten (Center of Excellence for Social and Economic Behavior, kurz C-SEB) an der Universität zu Köln (UzK). Professor Axel Ockenfels verbrachte das letzte Jahr teilweise an der Stanford University in den USA und berichtet im folgenden Interview von seinen Erfahrungen.

Das Interview führte Nina Maria Kohl.



Herr Professor Ockenfels, von Februar bis Juli 2015 waren Sie zu einem Forschungsaufenthalt an der Stanford University. Warum gerade Stanford und welchem Zweck diente der Aufenthalt?
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    Professor Ockenfels (1.v.r.) mit einigen TeilnehmerInnen eines von ihm organisierten Workshops zum Design internationaler Klimaverhandlungen in Stanford. Foto: Privat
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    Der berühmte Hoover-Tower auf dem Campus der Stanford University unter blauem Himmel. Foto: Privat

In Stanford gibt es eine Reihe von renommierten WissenschaftlerInnen, die sich wie wir mit dem Design von Märkten und Anreizsystemen beschäftigen. Außerdem liegt Stanford mitten im Silicon Valley, und dort ist die Forschung an der Schnittstelle von menschlichem Verhalten und ökonomischem Design besonders gefragt. Und genau diese Schnittstelle ist ja eine Spezialität unseres neuen Exzellenzzentrums in Köln und auch mein eigener Forschungsschwerpunkt. Stanford ist deswegen für mich der ideale Ort, um unseren Kölner Forschungsansatz in Wissenschaft und Praxis einzubringen. Beschäftigt habe ich mich in Stanford unter anderem mit dem Design digitaler Konfliktvermeidungssysteme, mit der Ausgestaltung von internationalen Klimaschutzverhandlungen und mit der Frage, wie Märkte ausgestaltet werden können, die ohne Preise funktionieren müssen.





Mit der Radboud Universiteit Nijmegen und der University of Dallas unterhält die UzK im Rahmen des Exzellenzzentrums für Soziales und Ökonomisches Verhalten eine strategische Forschungspartnerschaft. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

WissenschaftlerInnen unserer Partneruniversitäten führen gemeinsam mit uns Forschungsprojekte durch, wir tauschen unsere MitarbeiterInnen und zum Teil auch Studierende aus. Besonders gut funktioniert das „International Faculty“-Programm der Universität zu Köln, das es weltweit führenden WissenschaftlerInnen erlaubt, regelmäßig und für längere Zeiträume nach Köln zu kommen, und sich hier in Forschung und Lehre zu engagieren. Die Partnerschaften sind ein wesentlicher Garant unserer Erfolge der letzten Jahre.



Sie arbeiten mit etlichen ForscherInnen weltweit zusammen, darunter mehreren NobelpreisträgerInnen. Welche Bedeutung hat der internationale Aspekt für Ihre Forschungsarbeit im Exzellenzzentrum?

Unsere WissenschaftlerInnen konkurrieren im internationalen Wettbewerb. Dies funktioniert nur im internationalen Austausch. Unser Exzellenzzentrum erleichtert es uns, eng mit WissenschaftlerInnen zusammenarbeiten, die zu den Besten ihres Faches gehören. Wir organisieren gemeinsame Drittmittelprojekte, Lehrveranstaltungen und Workshops im In- und Ausland. So lernen wir voneinander und bringen Köln im internationalen Wettbewerb voran. 



Was hat Ihnen in Stanford besonders gut gefallen?
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Graduiertenfeier in Stanford 2015 unter freiem Himmel bei kalifornischem Sonnenschein. Foto: Privat

Besonders beeindruckend war für mich die außergewöhnliche Mischung an Charakteren. Silicon Valley zieht die smartesten UnternehmerInnen, die reichsten GeldgeberInnen und die begabtesten und kreativsten Köpfe an. Alle wollen die digitale Zukunft mitgestalten, und einige wollen dabei reich werden. Gleichzeitig steuert Stanford die schlauesten und ambitioniertesten Studierenden und WissenschaftlerInnen bei, ohne Rücksicht auf Herkunft und Status. Universität und Silicon Valley befruchten sich gegenseitig. So entsteht auf engstem Raum ein Schmelztiegel, in dem außergewöhnliche Kreativität und Exzellenz gepaart mit schlagkräftigem Unternehmertum rasend schnell die Welt verändert. Das Ergebnis kann man mögen oder nicht. Es zeigt aber, dass Beeindruckendes geschaffen werden kann, wenn man sich nicht mit Mittelmaß zufriedengibt. Ach ja, was natürlich auch hilft, ist das kalifornische Wetter.



Laut dem Global Thought Leader Index gehören Sie seit 2015 zu den einflussreichsten IdeengeberInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Was macht ein Global Thought Leader, um mal abzuschalten?

Mit meinen Kindern spielen, amerikanische Serien auf Netflix schauen und Musik machen oder hören. Aber ehrlich gesagt fällt es mir schwer, abzuschalten. Irgendwo arbeitet es fast immer.