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Neuer Kölner Forschungsbereich: Food Security

2030 werden wir über 8 Milliarden Menschen auf der Welt sein. Unsere größte Herausforderung: Die Ernährung für all diese Menschen bereitstellen. Die Sicherstellung von genügend Nahrung ist ein Thema, das nicht nur Politiker und Nahrungsindustrie rund um die Uhr beschäftigt, sondern auch ForscherInnen aus unterschiedlichen Disziplinen wie zum Beispiel aus der Pflanzenwissenschaft, Ernährungswissenschaft, Ethik, Geologie, Geografie, Wirtschaft, Medizin oder aber auch der Philosophie. Diese Herausforderung betrifft uns letztlich alle. 

Ein Bericht von Svenja Rausch



Den Hunger mit Interdisziplinarität besiegen

Ein wichtiges Kompetenzfeld an der Universität zu Köln ist Food Security. Der vor kurzem neu eingeführte Forschungsbereich bringt führende WissenschaflterInnen unterschiedlicher Disziplinen zusammen, um sich Themen wie z. B. Pflanzenproduktion und Nährstoffe, die Eindämmung von Dürre, Schädlingsbefall und anderen Pflanzenkrankheiten, Landaufteilung, Resilienz von Bedrohungen durch Kriege oder die Friedenssicherung und Schaffung von Gerechtigkeit in betroffenen Regionen, anzunehmen.

Wir bieten eine Plattform für internationale und interdisziplinäre Forschung und unterstützen die Kreation von wissenschaftlichen Netzwerken. Außerdem bieten wir Lehrveranstaltungen, die für die immensen Herausforderungen im Bereich Food Security sensibilisieren sollen.

Dr. Dorit Grunewald, Koordinatorin des Kompetenzfeldes
CEPLAS – Cluster of Excellence im Kern

Die Stärke der Kölner Forschung liegt in ihrer Interdisziplinarität. Im Zentrum des neuen Kompetenzfelds Food Security steht CEPLAS, das Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften, welches zusammen mit der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, dem Max-Planck Institut für Pflanzenzüchtungsforschung und dem Forschungszentrum Jülich ins Leben gerufen wurde. Die zentrale Aufgabe des Clusters ist die Untersuchung und Dekodierung von Pflanzencharakteristika, die einen wichtigen Einfluss auf das Wachsen, Züchten und die Verwendung von wichtigen Ressourcen haben. Mit der Erforschung dieser Erkenntnisse können CEPLAS WissenschaftlerInnen die Wissensbasis für die nachhaltige Kultivierung von Nahrung, Versorgung und Energiepflanzen in der Zukunft schaffen. "Das Kompetenzfeld Food Security beinhaltet den Kernforschungsbereich Plant Science. Dieser leistet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur globalen Sicherstellung von Nahrung. Letzter berührt natürlich viele Facetten. Unser Hauptziel ist es aber, unsere Anstrengungen in der Pflanzenproduktivität in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext einzubetten und einen effizienten Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen Disziplinen zu fördern", erklärt Dr. Dorit Grunewald.

International Faculty Program bringt SpitzenforscherInnen nach Köln

Auch die Forschung zum Globalen Süden im Global South Studies Center (GSSC) berührt das Feld der Forschung rund um Food Security. Dieses bietet über 40 ExpertInnen einen Forschungsrahmen zu Themen wie sozioökonomische, kulturelle und politische Veränderungen in Ländern des Globalen Südens, u.a. werden hier auch Fragen zu Resilienz und Kollaps der Nahrungsproduktion vor Ort erforscht.
Dank des International Faculty Programms der Universität, konnte das GSSC Professor Bill Pritchard, Geograph der University of Sydney, für mehrere mehrwöchige Forschungs- und Lehraufenthalte im Rahmen des Programms für die Universität gewinnen. Pritchard forscht zu Lebenswelten und Food Security im Globalen Süden. Dabei spezialisiert er sich auf Agrarwissenschaft, Nahrung und ländliche Wohnräume. In seiner Forschung fokussiert er sich auf globale und lokale Prozesse, die Lebensräume, Industrien und das Leben als solches transformieren. In seiner Vorlesungsreihe an der Uni Köln regte er die Master-Studierenden und Doktoranden dazu an, über neue Methoden und Forschungsansätze , die eine ausreichende Ernährung in Zukunft für alle sicherstellen können, nachzudenken. Während seiner zweijährigen Bindung im Rahmen des Programms an die Uni Köln hat Professor Pritchard mit KollegInnen am Institut für Geographie in DFG geförderten Projekten mit Kleinbauern in Indien und die Anpassungsfähigkeit Indonesiens an den stetig steigenden Meeresspiegel zusammen gearbeitet. Seither hat er Präsentationen im GSSC und im Cologne Geosciences Colloquium gegeben und war Keynote Speaker bei der Konferenz der Gesellschaft für Australienstudien, die an der Universität stattfand.

Brill Pritchard

Der Einladung International Faculty Mitglied an der Universität zu Köln zu werden, bin ich gerne gefolgt. Die Uni setzt einen hohen Maßstab und ich habe persönlich und beruflich sehr davon profitiert.

Brill Pritchard, Professor and International Faculty Member

Und die Studierenden? Professor Pritchard ist Mitglied des Gremiums für DoktorandInnen am Institut für Geographie und hat Kurse für Masterstudierende und DoktorandInnen am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie oder aber an der Wirtschafts und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gegeben.

Eine Frage der Philosophie
Dürfen Pflanzen genmanipuliert gezüchtet werden, wenn es die Ernährung aller sichert? Foto: Creative Commons Zero

Bedrohungen durch Dürre, Schädlingsbefall oder aber Naturkatastrophen wie Erdbeben sind eine permanente Herausforderung. Am Kölner Institut für Geographie erforscht Professor Karl Schneider mit seiner Forschungsgruppe der Hydrogeographie und Klimatologie Wasserbestände in von Dürre betroffenen Ländern. Auch dieses Feld ist ein Schlüssel für die Produktion von Nahrung. Die Universität kooperiert mit regionalen und internationalen Mitstreitern wie zum Beispiel der Welthungerhilfe, um mehr über die Arbeit vor Ort und der Implementierung von Maßnahmen zur Sicherstellung von Nahrung in der Zukunft zu erfahren. Eine weitere Frage, die dauerhaft unter Philosophen, Politikern und der Industrie diskutiert wird, ist die Frage der genmanipulierten Pflanzenzüchtung und ob es Alternativen zu dieser gibt, wenn wir den stetig wachsenden Bedarf an Nahrung für die Zukunft sichern wollen. Daher ist es auch für ForscherInnen von Bedeutung sich mit Biotech Firmen in Deutschland und im Ausland auseinanderzusetzen, um z.B. zu verstehen, welche Rolle Enzyme für die Lebensmittelverarbeitung und –konservierung spielen.