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Thorsten Hoppes Sabbatical an der Columbia Universität

Zum Forschen nach New York

Im Abstand von sieben Semestern können Universitätsprofessorinnen- und professoren die Gelegenheit ergreifen sich voll und ganz der Forschung zu widmen, was im alltäglichen universitären Betrieb ansonsten nicht immer leicht zu realisieren ist. 

Prof. Thorsten Hoppe vom Exzellenzcluster CECAD hatte im Herbst und Winter 2016 diese Chance ergriffen und verbrachte sein Forschungssemester an der Columbia University in New York in dem Labor von Oliver Hobert. Besonders freute es ihn, auch selbst wieder einmal die Pipette in die Hand zu nehmen und Zeit an der Laborbank zu verbringen: „Mehr als zehn Jahre nach der „aktiven“ Karrierephase war das natürlich keine Routine mehr, sondern eine wirkliche Herausforderung“ erzählt Thorsten Hoppe bei einem Interview. Oliver Hobert ist führend darin die Komplexität des Nervensystems zu untersuchen. Unter anderem hat er dazu neuartige Techniken etabliert, wie z.B. die Ablation, das „Ausschiessen“ einzelner Neuronen im Fadenwurm Caenorhabditis elegans mittels eines energiereichen Lasers. „Jetzt weiß ich wie die Laserablation praktisch funktioniert und kann diese komplizierte Methode nach meiner Rückkehr im eigenen Labor an meine Mitarbeiter weitergeben.“ Auch während der Zeit in den USA musste die Forschung in Köln koordiniert werden. Aber wie organisiert man den Laboralltag aus über 6.000 Kilometern Entfernung? „Das erforderte natürlich eine logistische Umstellung. Ich kümmerte mich von NY aus um das Labor und verbrachte fast jeden Morgen ein bis zwei Stunden mit Besprechungen via Skype. Das klappte soweit sehr gut, so dass es eigentlich zu keinen Verzögerungen der laufenden Forschung gekommen ist.“ Während der Zeit in New York hat Hoppes älterer Sohn (18) nach seinem Abitur ein Forschungspraktikum in der Dermatologie am Columbia Medical Center durchgeführt. Gemeinsam mit seiner Frau hat Thorsten Hoppe neben der Arbeit auch das abwechslungsreiche kulturelle Angebot, das eine Stadt wie New York zu bieten hat, genossen: zahlreiche Museen, die Metropolitan Opera Lesungen und anderes wurden besucht. „Wir haben die Stadt ausgiebig per Fahrrad erkundet und sind gar nicht weiter ins Umland gefahren.“ 


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  • Eindrücke des Sabbaticals an der Columbia Universität
  • Eindrücke des Sabbaticals an der Columbia Universität

Preisgewinn ermöglicht das Sabbatical

Möglich geworden ist das Sabbatical von Thorsten Hoppe durch den Max-Delbrück-Preis 2016, der von der Universität zu Köln zur Förderung exzellenter Wissenschaft verliehen wird. „Diese Auszeichnung hat das Forschungssemester ausreichend finanziert. Das Preisgeld kann über einen Zeitraum von drei Jahren ausgegeben werden. Der Verwendungzweck ist dabei flexibel; das Geld kann in die Anschaffung neuer Geräte investiert werden, aber auch für Personalkosten genutzt werden.“ Neben dem erlernen neuer Techniken wird der Standort Köln und insbesondere die Arbeitsgruppe anderweitig profitieren: Thorsten Hoppe hat neue Arbeits- und Organisationsweisen kennengelernt, die er nun in Köln etablieren möchte. Besonders begeistert zeigt er sich von der offenen Diskussionskultur: „Ich habe Vorträge an verschiedenen Instituten gehalten und bin angetan, wieviel Interaktionen und Zusammenarbeiten es jeweils gibt.“

Auch positiv aufgefallen ist der Austausch mit Kollegen anderer Fachrichtungen: „Es gibt Projekte zwischen Biologen, Chemikern, und Ingenieuren, die gemeinsam neue Techniken und Apparaturen entwickeln. Diese Form der interdisziplinären Kooperation hat mich wirklich beeindruckt.“


Campus der Columbia Universität in New York

Forscherleben in New York mit Licht und Schatten

Als ein besonderes Highlight während der New Yorker-Zeit hebt Thorsten Hoppe das 50-jährige Jubiläum der Biologie-Fakultät hervor: „Unter den Gästen waren unter anderem die Nobelpreisträger Richard Axel und Martin Chalfie. Das war ein wissenschaftlicher Höhepunkt für mich.“ Wo es viel Licht gibt, ist aber auch  Schatten – gerade für junge Forscherinnen und Forscher sind die Bedingungen in den USA sehr kompetitiv, wie Hoppe feststellen konnte. Eine Grundausstattung in Form von Personalkosten und Verbrauchsmaterial ist nur selten vorhanden. Die Finanzierung wird fast ausschließlich über Drittmittel abgedeckt, und somit selektiert das universitäre System auf die allerbesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Dadurch ist die Zahl der Anträge deutlich gestiegen, während das Budget gleich geblieben ist. Momentan werden weniger als zehn Prozent aller Projekte vom National Institute of Health (NIH) bewilligt.“ 

Thorsten Hoppe ist die Begeisterung über sein Sabbatical deutlich anzumerken. Nun freut er sich darauf nach seiner Rückkehr nach Köln das neue Wissen im eigenen Labor umzusetzen. Die Erinnerungen an seine New Yorker Zeit werden ihn dabei sicher noch lange begleiten.