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Fotos: Marwa Shumo

International Master of Environmental Studies - Marwa Shumo im Interview

Was für Kenia funktioniert, bietet Indien keine Lösung

Marwa Shumo ist aus Oman. Ihr Interesse an den Umweltwissenschaften brachte sie aus dem Mittleren Osten nach Deutschland um tiefer in umweltpolitische Themen einzusteigen und, was vielleicht noch wichtiger ist, um das Zukunftsthema des Recyclings noch besser verstehen und untersuchen zu können. Heute ist Marwa Nachwuchswissenschaftlerin am Center of Development Research (ZEF) an der Universität Bonn. Zuvor hat sie den Internationalen Master Environmental Studies (IMES) an der Uni Köln absolviert. 

Das Interview führte Svenja Rausch


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Marwa Shumo ist Nachwuchswissenschaftlerin am Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn. Foto: Marwa Shumo

Marwa, was hat Sie motiviert Umweltwissenschaften zu studieren?

Als Kind haben uns unsere Eltern die Täler, Berge, Wüsten und Küsten des Omans gezeigt. Die schönen Landschaften und die Möglichkeiten, die diese den Bewohnern eines wasserarmen Landes wie dem Oman bieten, haben mich damals schon immer fasziniert. Ich habe Biotechnologie studiert und dort habe ich viel Zeit in der omanischen Flora und Fauna  verbracht.  So habe ich mich mit der Komplexität unseres Ökosystems vertraut gemacht und verstanden wie belastbar Lebewesen sind und welchen Kampf diese ausfechten gegen den Druck, den der Mensch auf ihren Habitat ausübt. Mit der schnellen Urbanisierung des Omans hat die Natur viel Tribut zollen müssen, auch wenn diese einen hohen Lebensstandard für den Menschen mit sich gebracht hat. Wissend, dass wir die Naturreserven nicht endlos auf diese Weise ausschöpfen können, habe ich angefangen mich über Möglichkeiten der Harmonisierung von Bedürfnissen von Mensch und  Natur zu interessieren. Umweltforscher haben das Ziel, ein Gleichgewicht zwischen dem Verhältnis von Geben und Nehmen in Bezug auf Mensch und Natur herzustellen, dieses zu verstehen und Lösungen für diese Herausforderung zu liefern. 

 

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  • Foto: Marwa Shumo
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Warum haben Sie den IMES ausgewählt?

Der Studiengang ist sehr interdisziplinär. Ich hatte zuvor bereits Umweltwissenschaften studiert, aber das Studium war sehr naturwissenschaftlich ausgerichtet. Durch den IMES konnte ich Umweltpolitik, Umweltgesetze sowie Soziologie studieren und sogar mein eigenes Curriculum zur Bildung für Umweltwissenschaften entwerfen.  Ein weiterer Grund war die internationale Ausrichtung des Programms. Wir waren eine Gruppe von 24 Studierenden aus 17 Nationen und unsere Dozenten haben den internationalen Austausch sehr gefördert. Hierdurch hatte ich die Gelegenheit, verschiedene Methoden und Denkweisen zu erlernen. Zudem hatte ich das Glück, durch das damalige Albertus Magnus Programm Förderung zu erhalten. Dies war bis 2013 eine Initiative des Landes NRW, um junge internationale Talente vornehmlich aus Entwicklungsländern mit einem Masterstudium in NRW zu fördern. Nicht zuletzt war ich begeistert, in einer so dynamischen Stadt wie Köln studieren zu dürfen.


Inwieweit hat der IMES Sie auf Ihre Karriere als Forscherin vorbereitet?

Ich habe eine wissenschaftliche Laufbahn in der transdisziplinären Entwicklungsforschung begonnen. Diese Forschung wird nicht so sehr in wissenschaftlichen Magazinen erscheinen, sondern ist darauf ausgelegt, durch konkrete Anwendung Vorort das Leben der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern zu verbessern. Durch den IMES habe ich über gemeinsamen Ressourcen und wie diese zu managen sind, gelernt. Darüber hinaus war es wichtig zu verstehen, dass Lösungen immer auch lokal orientiert sein müssen: Was für die Bauern in Kenia funktioniert, wird für die Bauern in Indien nicht unbedingt eine Lösung bieten.  Durch einen IMES Forschungsaufenthalt in Indien hatte ich die Möglichkeit, einige Initiativen zur Erhaltung des Ökosystems eines ganzen indischen Dorfes am Beispiel der Stromerzeugung durch Kuhdünger zu kennenzulernen. Diese Erfahrung hat mich inspiriert und angespornt, weitere innovative und neuartige Lösungen für umweltpolitische Herausforderungen in der  Region zu finden. Das ist der Grund, warum ich nach einem entwicklungsorientiertem Promotionsprogramm gesucht habe, welches meine bisherige Ausbildung in Biotechnologie und Umweltwissenschaften verbindet und mir einen Einblick in neue Disziplinen und Forschungsmethoden gibt.

Marwa Shumo im Labor. Fotos: Marwa Shumo

Haben Sie sich auf dem Kölner Campus wohlgefühlt?

Die Universität zu Köln Foto: Kölntourismus_Axel Schulten

Ja, sehr! Das IMES Programm hat ein tolles Koordinationsteam, das sein Bestes tut, um schon von Beginn des Studiums an zu unterstützen. Zudem hat mich das zentrale International Office der Uni immer unterstützt. Sie haben mir Tipps zur Wohnungssuche gegeben und konnten meine Fragen zur Kontoeröffnung in Köln oder zur Versicherung beantworten. Dank des International Office konnte ich an Reisen zu Städten innerhalb Deutschlands nach Berlin, Heidelberg oder zur bekannten Printenfabrik in Nürnberg unternehmen. Da ich ein Geschichts- und Kulturfan bin, haben mich gerade auch diese Ausflüge als Studentin sehr bereichert. Wir wurden oft zu Ausflügen ins Museum, zu Musicals oder klassischen Konzerten eingeladen – eine Erfahrung, die einen besonderen Einblick in die deutsche Kultur bietet. Ich hatte eine sehr gute Zeit in Köln, die auch über das Campusleben hinausging.

Welchen Tipp haben Sie für internationale Studierende?

12% der Studierendenschaft ist international. Foto: T. Josek

Just do it! Ich hatte am Anfang Bedenken. Umziehen ist immer eine große Herausforderung, die aber auch Spaß machen kann.  Das Studium in Köln wird dir beibringen, frei zu forschen. Klar, manchmal fühlte ich mich verloren - aber irgendwie habe ich Probleme immer allein lösen können und wenn mir dies gelang, habe ich eine neue starke Seite an mir entdeckt. Hervorragende ProfessorInnen sind immer an deiner Seite, um dich zu unterstützen, egal in welcher Disziplin du studierst. Sie helfen dir zu wachsen, sie fordern dich heraus und erweitern deinen Horizont, damit du noch mehr erreichst.  Internationale MitarbeiterInnen können dir immer helfen, wenn du einmal nicht weiter weißt. 

Wie war es in Köln zu studieren?

Blick auf den Dom aus Deutz. Foto: S. Rausch

Ganz ehrlich vermisse ich die Zeit in Köln. Die einzige Stadt in der Welt, die fünf Jahreszeiten hat, wenn wir den großartigen Karneval miteinrechnen. Im Zentrum Europas gelegen, kann man von Köln aus jede europäische Großstadt wie Amsterdam, Paris oder Brüssel im Nu erreichen.  Das war ein echter Vorteil hier in Köln. 

Und immer wenn ich Heimweh hatte, bin ich in den Zoo gegangen und habe mir die Tiere aus meiner Heimat angesehen. Ich hatte das Glück in der Nähe des Rheins zu wohnen. So konnte ich abends nach dem Labor am Fluss spazieren gehen. Ich habe mir gern die Sonnenuntergänge  angesehen und mit der Zeit sind der Rhein und ich gute Freunde geworden. Ich hatte eine tolle Studienzeit in Köln! 



Aktuell können sich interessierte Studierende wieder bewerben bis 1. Juni 2017, um im International Master of Environmental Studies aufgenommen zu werden. Hier geht es zur mehr Informationen.