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Mit der App nach Chicago

Forschungsreise an die University of Illinois

Jens Alvermann ist Doktorand am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Philosophischen Fakultät an der Universität zu Köln und forscht am Neanderthal Museum im Bereich Museum Studies zum Thema „Mobile Medien im Museum“. Im Oktober und November verbrachte er einen fünfwöchigen Forschungsaufenthalt an der University of Illinois in Chicago in den USA.

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Mit der App unterwegs im Museum

Ein Smartphone hat heute fast jeder in der Tasche und für scheinbar alles gibt es eine App. Doch wie steht es um deren Verwendung im Museum? In meinem Dissertationsprojekt erforsche ich Nutzung und Wirkung mobiler Medien im Museumsbereich, um daraus Aussagen für die Besucherforschung gewinnen zu können. Mit der Einladung an die University of Illinois in Chicago bekam ich die Möglichkeit, meiner Forschung eine internationale Dimension geben zu können. Bestandteil des Forschungsaufenthaltes sollte neben der Durchführung eines gemeinsamen Forschungsprojekts vor Ort auch eine Vorlesung für Studierende an der UIC sein. Darüber hinaus bot sich mir mit dem Aufenthalt die einmalige Gelegenheit, internationale Forschungskontakte an der Universität und in Museen zu knüpfen. 

Gute Planung ist die halbe Arbeit

Bevor ich mich auf die Reise machen konnte, lagen einige Monate vollgepackt mit Organisatorischem vor mir. So musste ich vorab eine Unterkunft finden, Flüge buchen, ein Visum beantragen und einen Arbeitsplan für die Zeit in Chicago erarbeiten. Besondere Unterstützung erhielt ich dabei von meinen Kolleginnen und Kollegen an der Universität zu Köln sowie dem International Office – in den USA durch das „Museum and Exhibition Studies Program“ an der UIC und von meiner Kollegin Nancy Harmon, die dort ebenfalls zum Thema Museums-Apps forscht. Vor allem aber wurde mein Forschungsaufenthalt durch die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne ermöglicht, die mich mit Mitteln aus dem Programm „a.r.t.e.s. international – for all“ förderte.

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  • The Peggy Notebaert Nature Museum
    Foto: J. Alvermann
  • Forschungsprojekt am Nature Museum zusammen mit Nancy Harmon
    Foto: R. Harmon
  • Blick in die Ausstellung des Nature Museums. in der die Projekt-App von Besuchern genutzt werden kann
    Foto: J. Alvermann

Forschung inmitten von Backsteingebäuden, Parks und dem Lake Michigan

Anfang Oktober konnte es dann endlich losgehen. Nach meiner Ankunft in Chicago bezog ich mein Apartment im Stadtteil Lincoln Park, der sich, direkt am Lake Michigan gelegen, vor allem durch seine alten Backsteingebäude und Parks beschreiben lässt. Gleich um die Ecke befindet sich das „The Peggy Notebaert Nature Museum“, ein Naturkundemuseum, an dem ich zusammen mit meiner amerikanischen Kollegin Nancy Harmon ein gemeinsames Forschungsprojekt durchführen konnte. Grundlage hierfür bot ein Spin-Off des medieninformatischen Teils meines Dissertationsprojekts am Neanderthal Museum, der die Entwicklung einer App für das Nature Museum in Chicago ermöglichte. Die App nutzt sogenannte Beacons, kleine Sender, die es Besuchern ermöglichen, an insgesamt sieben Stationen in der Ausstellung des Museums interaktiv zusätzliche Inhalte auf ihrem Smartphone angezeigt zu bekommen. Gleichzeitig sammelt die App Informationen für die Besucherforschung. Bis zum Sommer 2016 sollen dann genug Daten vorhanden sein, um das Forschungsprojekt gemeinsam in einem Paper veröffentlichen und bei einer internationalen Konferenz in Graz dem Fachpublikum vorzustellen zu können.

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  • College of Architecture, Design, and the Arts auf dem Campus der UIC
  • Campus der University of Illinois
  • Arbeitsplatz im Museum and Exhibition Studies Program für die Zeit des Aufenthalts

Arbeiten auf dem Campus der UIC
im Herzen von Chicago

Gleich zu Beginn meines Aufenthalts erkundete ich den mitten in Chicago gelegenen Campus der UIC, ganz in der Nähe des „Loop“ mit seinen Wolkenkratzern und der berühmten Hochbahn. Dr. Therese Quinn, Direktorin des Museum and Exhibition Studies Program am College of Architecture, Design and the Arts hatte mich an die Universität eingeladen und stellte mir für die Zeit meines Forschungsaufenthaltes ein Büro zur Verfügung. Dort hatte ich die Möglichkeit, am Projekt für das Nature Museum zu arbeiten und mich auf meine Vorlesung vorzubereiten. Fast täglich pendelte ich zwischen meinem Arbeitsplatz an der UIC und dem Projektstandort. Schnell fühlte ich mich nicht mehr wie ein Tourist, sondern gewissermaßen wie einer der etwa 3 Millionen Einwohner Chicagos – nur eben auf Zeit. 

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  • Vorlesung an der UIC zum Thema "Mobile Media in the Museum Space" mit anschließendem Workshop
    Foto: N. Harmon
  • Vorlesung an der UIC zum Thema "Mobile Media in the Museum Space" mit anschließendem Workshop
    Foto: N. Harmon
  • Vorlesung an der UIC zum Thema "Mobile Media in the Museum Space" mit anschließendem Workshop
    Foto: J. Alvermann

Mit der Vorlesung zum Thema „Mobile Media in the Museum Space“ hatte ich die Gelegenheit, vor Studierenden mein Dissertationsprojekt vorzustellen und meine Arbeit an meinem zentralen Forschungsstandort, dem Neanderthal Museum in Mettmann, zu beschreiben. Dabei konnte ich viel über seinen historischen Hintergrund erzählen und erläutern, wie das Forschungsprojekt in den museographischen Kontext des Museums eingebettet ist. Außerdem stellte ich zusammen mit Nancy Harmon das gemeinsame Forschungsprojekt am Nature Museum vor. An die Veranstaltung schloss sich dann ein Workshop an, in dem die Studenten unter Anleitung eigenständig eine Museums-App erarbeiten konnten.


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Noch mehr Museen und... 

Während meines Aufenthalts hatte ich außerdem die Gelegenheit, weitere Museen Chicagos zu besuchen. Vor allem im Field Museum konnte ich mich mit den dortigen Mobile Media-Angeboten intensiv beschäftigen und hatte darüber hinaus die einmalige Chance, von einer Kollegin des Museums durch dessen weltberühmte Sammlung geführt zu werden. Auch konnte ich mich mit dem Team eines Startups auszutauschen, das im Bereich der App-Entwicklung für Chicagoer Museen tätig ist.

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  • Großansicht:
    Blick auf Chicago vom Hancock Tower bei Nacht
    Foto: Jens Alvermann
  • Großansicht:
    Wolkenkratzer im "Loop" von Chicago
    Foto: Jens Alvermann
  • Großansicht:
    Blick auf die Michigan Ave in Downtown
    Foto: Jens Alvermann

Ein atemberaubender Blick
über die Stadt

Aber auch abseits von Forschung und Lehre bot Chicago viele neue Eindrücke und zahlreiche neue Kontakte. So erinnere ich mich gerne an meinen morgendlichen Weg zu den Museen, den ich entlang Chicagos Skyline mit dem Fahrrad und fast immer bei strahlendem Sonnenschein zurücklegte. Auch bleibt mir der Blick über die Stadt bei Nacht von der Bar im obersten Stock des Hancock Towers genauso unvergessen wie meine erste Halloweenparty in den USA. Zurück an der Uni Köln, habe ich nicht nur zahlreiche neue Eindrücke und eine Menge Material für mein Dissertationsprojekt mitgenommen, sondern auch die Gewissheit, eine gute Grundlage für eine zukünftige Zusammenarbeit gelegt zu haben. Ich freue mich schon darauf…