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Wo bitte geht’s zur Insel? Jurastudium in London

Für mich stand schon immer fest: Nach dem Abitur mache ich "was mit Sprachen". Ich wollte mehrere Semester im Ausland verbringen, viel von der Welt sehen und auch ein anderes Bildungssystem kennen lernen.

Ein Bericht von Nicole von Göwels.

Englisch-deutsche Rechtswissenschaft

Zu meiner großen Freude bin ich tatsächlich nach Auswahltest und -gespräch für den Bachelorstudiengang Englisch-deutsche Rechtswissenschaft ausgewählt worden, welcher in Kooperation zwischen der Faculty of Laws des University College London (UCL) und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln organisiert wird. Das Programm hat mich von vornherein angesprochen: Zwei Jahre verbringt man in London und belegt dort dieselben Kurse wie die englischen law students; anschließend geht es für zwei Jahre nach Köln. Ich würde zwei von Grund auf verschiedene Rechtssysteme kennen lernen, am Ende des Studiums zwei Abschlüsse (nämlich den englischen LL.B. und den deutschen Bachelor of Laws) erhalten UND außerdem zwei Jahre in einer der faszinierendsten Metropolen der Welt verbringen.

London Calling

Foto: Maurizio Reda

Dank der wirklich guten Organisation des Studienprogramms fing das Herzklopfen erst an, als ich Ende September in Dortmund ins Flugzeug stieg. Für die Finanzierung war durch die unermüdliche Unterstützung des Kölner Lehrstuhls gesorgt; ein Zimmer im Studentenwohnheim wird in London jedem "Ersti" seitens der Uni garantiert. Trotzdem ist es natürlich eine wahnsinnig aufregende Angelegenheit, für zwei Jahre in eine fremde Millionenstadt zu gehen, niemanden zu kennen und auf sich selbst gestellt zu sein. Allerdings ist auch dieses Gefühl sehr schnell verflogen. London ist ja bekanntermaßen eine sehr internationale Stadt und gefühlt kommt auch jeder zweite Student am UCL nicht aus England – somit sind alle in der gleichen Situation wie man selbst. 

„Jeder zweite Student am UCL kommt nicht aus England.“
Foto: Maurizio Reda

In den ersten Wochen des Studiums begegnet man unglaublich vielen interessanten Menschen aus aller Herren Länder. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch gelernt, dass es keine Schande ist, jemanden zum dritten Mal nach seinem Namen zu fragen, weil man ihn entweder nicht verstanden oder nach der hundertsten Vorstellungsrunde an jenem Tag schon wieder vergessen hat! Besonders in der "catered accomodation", wo morgens und abends zusammen gegessen wird, habe ich durch den häufigen Kontakt sehr schnell Anschluss und neue Freunde gefunden. Wer noch nicht ausgelastet ist, kann sich in einer der über hundert „Societies“ des UCL engagieren – die vertreten nämlich wirklich jedes Interessensgebiet, von diversen Sportarten über Harry Potter bis zur Strick- und Häkelgruppe.

„Wenn das überhaupt möglich ist, freue ich mich auf das zweite Jahr noch mehr als auf das erste!“
University College London, Foto: Privat

Nachdem ich jetzt also schon ein Jahr am UCL verbracht habe, bin ich immer noch sehr begeistert vom Studium. Gerade das englische Rechtssystem ist unglaublich vielfältig und überhaupt nicht trocken. Auch ein Betreuungsverhältnis von 1:8 kann man sich nur wünschen. Für jedes Problem, sei es fachlicher oder sonstiger Natur, finden die persönlichen Tutoren mit dem Studenten eine Lösung. Außerdem bereiten die hier sehr beliebten "Moot Courts"(simulierte Gerichtsverhandlungen) lebensnah auf das vor, was einen in der späteren Berufstätigkeit erwartet. Wenn das überhaupt möglich ist, freue ich mich auf das zweite Jahr noch mehr als auf das erste!

„So viele spannende Menschen in so kurzer Zeit wird man in seinem Leben nicht wieder treffen.“

Ich kann dieses Studienprogramm, oder generell ein Studium oder Auslandssemester in London, nur jedem wärmstens empfehlen. So viele spannende Menschen in so kurzer Zeit wird man in seinem Leben nicht wieder treffen; und die pulsierende Atmosphäre dort ist einfach etwas ganz Besonderes!